13. | Irene LAUBEREAU (3.Joseph3, 2.Louise2, 1.Johann1) was born on 28 Nov 1879 in Oslo/Kristiania; died on 26 Nov 1970 in Mülheim, Baden. Other Events and Attributes:
- Residence: Mülheim, Baden
Notes:
Hun har skrevet mye om slekten Laubereau-Leesthal Verwandschaftliches auf meiner Italienreise 1937 von Irene Laubereau
Wenn auch der eigentliche Zweck meiner Reise nach Italien der einer geistigen Erfrischungs- und Bildungsfahrt war, und die Familienforschung sozusagen am Wege mitgenommen werden sollte, so ist mir doch durch das zusammentreffen und Kennenlernen de r italienischen Verwandten eine solche Bereicherung und Erhöhung meiner Freude zuteil geworden, und mein Aufsuchen der Stätten, die in Beziehungen zu unseren Ahnen standen, hat mir so manche aufschlussreiche Zusammenhänge verschafft, dass diese r Teil meiner Reise für mich von großer Bedeutung geworden ist. Hiervon soll im Folgenden berichtet werden. Es war in einer der belebtesten Strassen Roms, als unsere Cousine, Olga Gogala v. Leesthal, Dr. phil. Und Professore an einer höheren Lehranstalt in Rom, an mir vorüberging, und ich sie nach einem zwischenraum von 24 Jahren erkannte und anrief . Es war nicht ganz ein Zufall, dass wir zusammentrafen, vielmehr hatte ich mich auf dem Wege zu ihrer Schule befunden, und nun feierten wir Wiedersehen auf der Strasse. Wir haben dann manche vergnügte Stunde in rom zu dreien verlebt, ich ließ mi r über ihre Schwester Valerie, über Vettern und Cousinen berichten und erfuhr zu meiner größten Freude, dass die Schwester unserer Mutter, Tante Emilie de Fonseca, noch lebe. Das schöne Haus, in dem ich Olga zunächst gesucht und in dem sie eine be hagliche Wohnung innegabt hatte, war dem Abbruch geweiht, um den Blick aufs Forum freizulegen, so hatte Olga eine Interimswohnung bezogen, 5 Marmortreppen hoch mit einer herrlichen Terrasse über den Dächern Roms und in der Nähe einer Kirche. Au f dieser Terrasse haben wir im Mondenschein eine echt italienisches Risotto verzehrt, dasselbe, dass Olga in Strassburg ihren Mitstudenten nach bestandenem Doktorexamen, noch im schwarzen Prüfungskleid, 1912 zubereitet hatte und das von den 10 jun gen Gästen, darunter der spätere Germanist Professor Naumann in Bonn mit Frau, restlos verschlungen wurde. Nach vielen Jahren ist dann dieser Professor Naumann mit Olga
s Lieblingsspeise, einem Topf mit Sauerkraut, nach Rom gefahren, traf aber Olg a nicht an und musste mit dem Sauerkraut weiter nach Neapel "Wer zu Olga fährt, vergesse nicht das Sauerkraut" In ihrem kleinen Arbeitszimmer hängt das Gemälde von Franz Seraphicus Fürst Porcia, unserem Ur-urgroßvater, und an einem sonnigen Nachmittag machte sich Hella daran, das alte, stark nachgedunkelte Bild zu photographieren. Das Gemälde wurde auf de r Terrasse auf einen Stuhl gestellt und geknipst, es wurde an dem Fensterladen befestigt und geknipst, es wurde aufs Fensterbrett gestellt, dann nochmals auf den Stuhl, wieder mit einer neuen Wendung, es kam ja soviel darauf an, es scharf und deut lich zu erhalten, und es gelang glücklicherweise. Von unserer Schweser Paula, die das Gemälde gut kennt, haben wir das höchste Lob erhalten. Mit Olga besuchte ich in Rom 2 Großneffen unserer Großmutter Johanna Gogala v. Leesthal, geb. Seismit. Der Name Seismit stirbt aus, sowohl wie der Name Gogala v. Leesthal. Der einzige Träger des Namens Seismit ist kinderlos. Der zweite Großneff e stammt mütterlicherseits von den Seismits ab und heißt Perez, von Beruf Arzt. Signor Seismit schenkte mir eine kleine Schrift, die in der Hauptsache den Kampf der beiden Brüder Luigi und Frederico für Italien und gegen Österreicht behandelt, un d die für mich dadurch interessant wurde, dass sie Bruchstücke von Briefen der Mutter der beiden Brüder, Angiola Doda, unserer Urgroßmutter, enthält. Die Originale dieser Briefe von Angiola Doda wurden mir von Dr. Perez vorgelegt, in dessen Hau s man nur italienisch spricht und versteht, mit Ausnahme der Bonne des vierjährigen Jungen, die aus der nähe von Landshut in Bayern stammt. Über die Familien Seismit und Doda habe ich sonst nichts erfahren, was ich nicht schon wusste. Auf einem kinderreichen Spielplatz von Rom steht das Denkmal von Frederico Seismit, des "Kämpfers, Denkers und Politikers", und außerdem steht sein Nam e als Pate auf dem Taufschein unserer Schwester Angela, der Mutter von Irene Fiedler. Auf ihrer Durchfahrt durch Rom lernte ich dann noch die jüngste und letzte Trägerin des Namens Gogala v. Leesthal mit Vornamen Olga kennen. Sie ist die Tochter Emilios, des Verstorbenen Stiefbruders unserer Cousine, ist 21 Jahre alt und als Kranke nschwester ausgebildet. Nun trat sie in der Nähe von Neapel ihre erste bezahlte Stelle an, mit monatlich 50 Lire das sind 7 Mark Gehalt. Tante Emilie de Fonseca lebt in Neapel, Piazza Vanvitelli 24, Bei ihrem verheirateten Sohn Frederico, der in Neapel Physik studiert hat und in dieser Stadt an einem Elektrizitätswerk angestellt ist. Während der Sommermonate zieht der ganze Haushal t mit Kind und Kegel in das Sommerhäuschen am Strand von Formia, 1 Stunde von Neapel, und dort war es, wo ich am 30. September dem 82. Geburtstag von Tante Emilie, zum 1. Mal der Schwester meiner Mutter gegenüberstand. Wie soll ich den Eindruck be schreiben? Aus der Vergangenheit von 52 Jahren stieg die Erinnerung an ein Lächeln an Handbdwegungen, die ich schon einmal gesehen hatte, in mir auf, vergessen und doch unvergessen, unausgelöscht. Ich bin dort in Formia aufgenommen worden, wie jemand, der in seine Heimat kommt. Daß Hella ebenso willkommen war, schien selbstverständlich. Am Bahnhof holte uns die reizende Olga de Fonseca, die unverheiratete Tochter Tante Emiliens, mit dem kle inen Paolo, Fredericos 7 jährigen Sohn, ab, bestieg mit uns einen kleinen Wagen mit einem Pferdchen davor und fuhr uns durch Formia,um uns den Ort zu zeigen. Es war ein strahlender Sommertag, dieser 30. September, die Bucht von Gaeta, von der eins t Garibaldi aufbrach, um Italien zu befreien, strahlte in einem Blau, von dessen Leuchten man sich in Deutschland kaum einen Begriff macht. Unswere Unterhaltung wurde auf Französisch geführt, denn außer Tante Emilie spricht in der Familie de Fonse ca niemand deutsch. Der kleine Paolo hat noch 2 Schwesterchen, Eleonore und Liliane, ihre ganz italienische Mutter, Anna, war eine liebenswürdige, fröhliche Gastgeberin, die wir sehr lieb gewonnen haben. Nach 2 Tagen fuhren wir weiter nach Neapel. Gousine Olga Gogala v. Leesthal hatte uns die Schlüssel zur Wohnung ihrer verheirateten Schwester, Frau Valerie Bianchi, die während des Sommers mit Mann und Kindern in denBergen von Toscana weilt, gegeb en und mit etwas unsicheren Gefühlen fuhren wir vom Bahnhof nach dem Stadtteil Vomero, Via Palizzi 3. Das Auto hatte aber noch nicht vor dem Hause halt gemacht, als sich schon die Tür offnete, der Gärtner Christophoro herausstürzte und unsere Koff er ergriff, und hinter ihm die Aufwartefrau Rosalie (Ton auf dem i) erschien und uns aufs freundlichste ins Haus geleitete. Eine Viertelstunde später saßen wir in einem etwa 12 m langen und 8 m breiten Saal, der nach dem Garten hinausführt, und Ro salie trug uns ein Mittagessen schöner italienischer Küche auf, angefangen mit Maccaroni und Tomaten u. Parmesankäse und mehreren guten Dingen, dazu Rotwein, dann Gorgonzola auf schneeweißem Brot, herrliche süße Trauben und starker schwarzer Kaffe e zum Schluß. Am Abend erstrahtle der Golf von Neapel, auf den wir von Valerie
s Terrasse von einer Höhe von 150 m herabsahen, in 1 000 Lichtern und die Feuersäule des Vesuv stieg in regelmäßigem Abständen am Nachthimmel empor. Wir lebten in diese r schönen Behausung mit dem großen von Orangen- Citronen- und Feigenbäumen reich besetzten Garten wie verzaubert iln einer Märchenwelt und diese Vorstellung wurde noch erhöht dadurch, dass wr uns mit Rosalie nur mit einigen italienischen Brocke n hauptsächlich aber durch Zeichen und Lächeln verständlich machten. Die jüngste Tochter Tante Emiliens - es besteht ein Altersunterschied von 17 Jahren zwischen Olga de Fonseca und dieser Jüngsten - Signora Carmen Ricci verlebte mit Mann und ihren 2 Töchtern den Sommer auf Capri und bei unserem Besuch auf diese r herrlichen Felseninsel lernten wir auch Cousine Carmen und die Kinderchen Juliane & Renate, wenn auch nur kurz infolge eines Verfehlens, kennen. In Neapel befindet sich die Zoologische Station, verbunden mit einem Aquarium, die Forschunsstätte deutscher Biologen, gegründet vom Vetter unseres Vaters, Anton Dohrn, dessen Denkmal in den grünen Anlagen am Golf von Neapel steht. Die Forschunsan stalt wurde während der Kriegsjahre geschlossen , ist aber dann dem deutschen Staat zurückgegeben worden, ihr Leiter, Dr. Reinhard Dohrn, der sohn des Gründers. Bei einem Besuch des Aquariums schickte ich durch einen Diener eine kleine Note an Dr . Dohrn, mit dem wegen der Familienforschung vorübergehend in Korrespondenz gestanden haben bald darauf erschien er selbst und führte uns durch die Institutsräume, die Bibliothek, deren Wände die berühmten Fresken von Marées enthalten, und Laborat orien. Auf der Rückfahrt nach Rom konnte ich es nicht übers Herz bringen, an Formia vorbeizufahren. Ich unterbrach meine Reise, um Tante Emilie noch einen guten Tag und Lebewohl zu sagen, aber das letztere wurde zu einem Aufruf für die ganze Famili e de Fonseca. Fürwahr, Süditalien hat uns sein warmes gastfreundliches und liebenswertes Gesicht gezeigt und mit Dankbarkeit sind wir gechieden. Am Sonnabend Mittag, den 9. Oktober erwartete uns Olga Gogala v. Leesthal auf dem Bahnhof in Florenz, um mit uns zu ihrer Schwester, Valerie Bianchi zu fahren. Mit Olga wickelt sich alles imEiltempo ab. Wir hatten gerade genut Zeit, unser Gepäc k zur Aufbewahrung zu bringen, Fahrkarten zu lösen und dann saßen wir in einem Abteil 3. Kl. Mit ebenso vergnügten Wochenendreisenden, wie wir es waren. Wir fuhren in die Berge der Toscana, in das geistige Kernland Italiens. Nach einer Fahrt vo n ungefähr 1 Stunde stiegen wir in dem Städtchen Pistoja aus, und Olga wäre nicht Olga, wenn sie nicht Zeit gefunden hätte, uns zu der um 1300 geschnitzen Kanzel von Giovanni Pisano und den Tongruppen von Luca della Robbia zu führen. Ein Autobu s fuhr an Olivenhainen vorüber und zuletzt durch eine Cypressenallee bis an das Haus Vignagrande, einem schönen, schlichten, geräumigen Renaissancebau mit 30 Zimmern und einer kleinen Hauskapelle. Das Haus gehört der Familie des Rechtsanwalt s in Venedig, die alte Freunde der Familie Gogala v. Leesthal sisnd und während der Sommermonate von Juli bis Oktober Valerie und die Kinder bei sich aufnehmen und ihren Mann Euduardo bei seinem 14 tätigen Urlaub seit dem ich sie nicht gesehen hat te, Frau, und Mutter von einem 12 jährigen Mädchen, Maria-Grazie, genannt Maggie, und einem 6 jährigen Jungen Lando, geworden. Ihr Mann Eduardo ist Architekt, großer Wagnerverehrer und versteht sich auf eine gute Mischung von weißem und dunklem Ve rmouth vor Tisch. Z.Z. baut er in Neapel ein Krankenhaus im Auftrage der Stadt, und darum hat Valerie schweren Herzens von ihrem geliebten Florenz Abschied nehmen und nach Neapel ziehen müssen. Der vertraute Verkehr und der freundschaftliche Gedankenaustausch stellt auch dem Gefühl nach engste Verwandtschaft zwischen uns her, es war ja auch die Familie Onkel Arnold
s des Vaters, die mir und mehreren meiner Geschwister früher schon bekann t und Schwester Paula eine Heimat gewesen war. Wir trafen Olga, die in Florenz Prüfungen abzunehmen hatte und mit Valerie, deren Sommerurlaub zu Ende ging, und die die Rückreise nach Neapel anzutreten im Betriff stand, noch am 12. und 13. Oktober in Florenz zusammen und besuchten mit ihnen di e Gräber unsrer Großmutter Johanna Gogala v. Leesthal, geb. Seismit, und die Eltern der beiden Schwestern, Onkel Arnold und Tante Giovanna
s auf S. Miniato. Dreierlei, so sagten uns die Cousinen, müssen man in Florenz kennen: Der Pialazzo Vecchio, den Duomo und die Fagloli (weiße Bohnen) bei Paoli. Wir haben die letzten mit ihnen zusammen in dem hübschen Restaurant von Paolo gegessen, und natürlich ha ben sie uns dann noch andere Schönheiten ihrer eliebten Florenz gezeigt mit bewusstem Stolz, Kinder der für Jahrhunderte geistigen Hauptstadt Italiens, des Centrums der Klassizität zu sein. Das Heim in der Via della Mattonaia 29, in dem sie mit ihren Eltern, Tante Giovanna und Onkel Arnold Gogala v. Leesthal, der bei der Neugründung Königreichs Italien nach Florenz ging und in den Staatsdienst trat, glücklichste Jahre verlebten, is t auch das Sterbehaus unsrer Großmutter Johanna Gogala v. Leesthal, geb. Seismit, geworden. In Florenz nahm ich endgültig Abschied von den Verwandten. Ich hatte sie alle wiedergesehen, bzw. kennengelernt, von der jüngsten bis zur ältesten und meine weitere Reise führte mich nunmehr an Stätten, die mit unsern Ahnen verbunden waren, und di e aufzusuchen seit langem mein Wunsch gewesen war.Es scheint, als ob Venedig, das unser nächstes Ziel war, die beiderseitgen Verwandten unserer Mutter, väterlicherseits die Gogala v. Leesthals, mütterlicherseits die Seinmits, wie in einem Brennpun kt in sich vereinigt hat. Die Grafen Benedetti, die in die Familie Seismit durch die Gräfin Angela einheirateten, nennen sich: Conte dalla Republica Venata. Unsere Urgroßeltern, Dr. Dionisio Seismit, der Sohn der Angela Benedetti, und seine Frau , Angela, geb. Doda, wohnten lange zeit in Venedig, und hier starb Dionisio als auch sie in dem schlimen Jahr 1837 dahinging, wurden die vier elternlosen Kinder, Luigi, Frederico, Johanna (unsere Großmutter) und Margarete in Venedig erzuogen. Vo n der väterlichen Seite unserer Mutter ist der Fürst Franz Seraphim v. Porcia zu nennen, der gern in Venedig residierte und hier 1827 gestorben ist. Seine drei Enkel Gogala v. Leesthal, von denen der älteste unser Großvater wurde, erhielten ihr e Erziehung auf der Marineschuel unserer Großmutte Johanna Seismit 1847 in S. Luca getraut, und in Venedig erblickte unsre Mutter am 1.2.1848 das Licht der Welt. Mit seltsamen und bewegten Gefühlen schaute ich auf die Stadt in ihrer funkelnden Sch önheit durch die so viele unserer Ahnen geschritten waren, auf das glaube Wasser und die geschwungenen Brücken, aber wo war die Brücke, die das Einst mit dem Jetzt verband? Wir besuchten S. Luca, wo die Trauung der Großeltern stattgefunden hatte , und wo uns der Küster voll Stolz einen Palma Vecchio zeigte, und in der kleinen, schönen Hochrenaissancekirche S. Salvatore stand ich an dem Taufbecken, an dem unsere Mutter vor nun 90 Jahren des Sakrament der Taufe empfing, und ihr kurzes Erden dasein, das nur 37 Jahre umspannen sollte, antrat. Von Venedig aus überschritten wir die alte österreichische Grenze auf unserem Weg nach Triest, dem früher so bedeutenden Handelsplatz an der Adria, das von 1382 - 1919 zu Österreich gehört hat und waren nun in dem alten Heimatlande der Gogal a v. Leesthal, auf altem österreichischen Gebiet. Hier in Triest bekleidete unser Urgroßvater Anton Gogala v. Leesthal, aus Lees in Krain stammend, das Amt eines Präsidenten des Land-, Stadt- und Kriminalgerichts, und in Triest starb er am 9.10 . 1841. Der Campo Santo liegt weit außerhalb der Stadt, höher als diese und bietet einen herrlichen Ausblick auf die blaue Adria. Zwischen dunkeln Cypressen am Eingang hindurch, wo uns die Stelle des Grabes genau angegeben wurde, bahnten wir un s etwas mühselig unsern Weg vorwärts, denn die Bora, der Spezialwind vom Karst, blies uns aufs heftigste an manchmal fast um, aber das Familiengrab war bald gefunden. Es ist gut erhalten, mit einem hohen Stein geschmückt und die Marmorplatte träg t eine lateinische Inschrfit, den Namen unseres Urgroßvaters, Anton gogala v. Leesthal und den unseres Großvaters Franz Seraphim ergebend, der auch hier im Jahre 1873 zur letzten Ruhe getragen wurde. Es war unser hauptvorhaben von Triest aus Schloß Senosetsch aufzusuchen Nach einigem Herumfragen hatten wir die Autobuslinie, ausfindig gemacht und an einem kalten, klaren , sehr windigen Tag fuhren wir in dem bequemen Autobus in schneller Fahr t auf das Karstplateau hinauf, wo in einer Höhe von 565 m das Dörfchen Senosetsch, jetzt Senosecchia genannt, liegt. Auf einer Anhöhe ragt die großartige Ruine des Schlosses empor, das bis 1918 den Fürsten Porcia gehört hat, wo unser Urgroßvate r Anton Gogalav. Leesthal mit der Gräfin Beate v. Porcia getraut, und in dem unser Großvater Franz Gogala v. Leesthal geboren wurde. Im Jahre 1918 gaben die Fürsten v. Porcia das Schloß auf, es kam in den Besitz von Bauern aus Senosetsch, die alle s, was sie an Marmor, Mauerwerk und Steinen gebrauchen konnten, abtrugen, bis ein Spediteuer in Triest es kaufte. Auf dem unebenen Boden und in dem wuchernden Gestrüpp suchten wir nach den besten Stellen, um die Ruinen zu photografieren, währen d die Bora uns unsanft zurzauste. Eine Marmortafel am Haupteingang trägt den Namen von Franz Seraphio v. Porcia, wörtlich FRANZISCUS SERAPHICUS S.A.C.ROM.IMP.PRINCEPS A PORCIA 1797. An der Mauer des Schlosses steht der Wahlspruch: S p e r o i n D e u m .
An das Schloß grenzt die kleine Schlosskapelle, die nun nicht mehr in Gebrauch ist. Es gelang mir, bei meinem Aufenthalt in Senosetsch mit dem Pfarrer Traueintrag von 1812 zwischen Anton v. Leesthal und Beate v. Porcia im Kirchenbuch herauszufinden und abschreiben zu lassen. Der Pfarrer sowohl wie die Dorfbewohner sind Slovenen, die bis 1918 deutsch und slowenisch gesprochen haaben, jetzt aber natürlich nur noch das Italienische als Umgangssprache gebrauchen dürfen. In der Dorfkirche befindet sich die Gruft von Angehörigen der Familie Porcia.
Von dem ausgeplünderten Schloß Senosetsch fuhren wir nach Schloß Spittal dem Sommersitz der Fürsten v. Porcia im urdeutschen Kärntner Land. Glücklicherweise ist dieses herrliche Schloß in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten, wie es um 1500 ein spanischer Graf Salamanca hatte erbauen lassen. Um 1600 kaufte es ein Fürst Procia und es blieb in dieser Familie bis 1925, in welchem Jah r die ungarische Linie, an die der Besitz gekommen war, schuldenhalber das Mobiliar versteigerte, das Schloss jedoch von der Kommune gekauft wurde. Es ist der erste Renaissancebau auf der Erde und zugleich der schönste und man glaubt sich in eine n Palazzo in Florenz versetzt, wenn man den aus Marmor gebauten 3 stöckigen Säulenhof mit Fensterumrahmungen erbvlickt. 90 Jahren wurde an dem Schloß gebaut und jeder Marmorblock wurde auf Ochsenwagen von Italien nach Kärnten befördert. Dem Ein gangstor, dessen künstlerische Schönheit noch vor kurzem einen wert ist, prankt das Wappen der Fürsten Porcia, die 6 goldenen Lilien auf blauem Feld, geziert mit der Fürstenkrone und darunter das Flügelwappen der Grafen v. Mitterburg. An der Wan d nach der Gartenseite hat Franz Seraphicus seinen Lieblingsspruch anbringen lassen. Deus felicitas, homo m und denselben Spruch auf deutsch im Burghof: Gott, Glückseligkeit, Mensch, Elend, ein Spruch, der etwas Prophetisches enthält, wenn ma n bedenkt, dass Franz Seraphicus ein mächtiger Herr, Besitzer von Schlössern, weiten Ländereien und Wäldern in Kärnten und Italien, war, eigene Gerichtsbarkeit und dass 100 Jahre nach seinem im Jahre 1827 erfolgten Tod nichts von der Macht und de m Besitz übrig blieb, als ausgeplünderte Mauern und leere Säle. Doch hatte ich noch die Freude, in einem der Säle, der besonders herrlich durch eine kunstvolle Decke aus dem 16. Jahrhundert ausgezeichnet ist, die Gemälde unserer Ur-urgroßmutter , der Fürstin geb. Freiin v. Jöchllinger, der Gattin des Franz Seraphin, zu entdecken und eine Photographie zu bekommen. Der Besuch von Spittal, künstlerisch wie landschaftlich ein gleich hoher Genuß und aufschlussreich für Geschmack und Lebensweise unsrer Ahnen bildet den Abschluß unsrer Reise. Wenige Tage später, am 27. Oktober stand ich auf dem S. Hedwigskirchho f in Berlin, wo an diesem Tage vor 52 Jahren wir die Schwester 8-, 7-, und 5-jährig, die Erde auf den Sarg der toten Mutter warfen, deren Liebe in den Herzen aller ihrer Kinder unvermindert und unauflöslich gebrannt hat und noch brennt. G e b t d i e F a c k e l w e i t e r !
Occupation:
Studienrätin
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